Die Behauptung, der Mensch habe keinen freien Willen
Wenn ich keinen freien Willen habe, bin ich nur ein Bio-Roboter, der ein Programm ausführt. Wer ist der Programmschreiber? Mit welchem Recht und auf welcher Entscheidungsgrundlage nimmt sich der Programmschreiber die Freiheit heraus, der einen Seele ein angenehmes und der anderen Seele ein schweres Schicksal zu bescheren? Die Behauptung, dass Gott sich selbst erfahren will und jede Seele im Verlauf ihrer verschiedenen Leben jede denkbare Erfahrung einmal gemacht haben muss, ergibt keinen Sinn, denn Gott will nicht, dass seine Geschöpfe leiden, sonst wäre er ein böser Gott. Das Geschöpf selbst erzeugt das Leid durch seinen Abfall von Gott.
Wenn es den freien Willen nicht gibt, funktioniert auch die Lehre von Karma und Reinkarnation nicht. Wenn ich keine Möglichkeit habe, mich gegen eine böse Tat zu entscheiden, dann kann diese Tat auch kein negatives Karma erzeugen!
Ausgerechnet zu Beginn meiner Wahrheitssuche im Jahr 2008 habe ich ein Buch gelesen, das diese „Alles-sinnlos-und-egal“-Philosophie vertritt. Ich erinnere mich heute noch, als ob es gestern gewesen wäre, wie das letzte Kapitel mich in große Verzweiflung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit stürzte. Ich weiß noch genau, wie ich am nächsten Tag niedergeschlagen auf die Arbeit ging und mich fragte: Wozu stehe ich morgens überhaupt noch auf, wenn alles egal ist und sowieso alles kommt, wie es kommen soll?
Heute weiß ich es besser. Die Behauptung, der Mensch habe keinen freien Willen, ist eine esoterische Irrlehre. Die Dunkelmächte verbreiten diese Irrlehre, damit die Menschen träge bleiben und alles hinnehmen, wie es kommt. Sonst könnten sie auf die Idee kommen, ihren freien Willen zu benutzen und sich auf den Weg ins Licht zu machen.
Tatsächlich ist der freie Wille ein unschätzbar wertvolles Geschenk. Gott erschafft keine hilflosen Bio-Roboter.
Liebe kann nur aus freiem Willen gegeben werden, nicht durch Zwang
„Gott braucht die Liebe seiner Geschöpfe nicht, denn er ist vollkommen, aber ich glaube, er empfindet ihre Gegenliebe als angenehm. Darin liegt kein Widerspruch, auch keine Herabsetzung seiner Eigenschaften.
Nun liegt es im Wesen der Liebe, dass sie frei sein und frei gegeben werden muss, denn Liebe erträgt keinen Zwang. Zwang erzeugt Abneigung und Hass, jedenfalls keine Liebe. Wenn die Geschöpfe den Schöpfer lieben sollen, so müssen sie die Freiheit haben, ihm ihre Liebe geben oder versagen zu können. Wenn er sie nun so geschaffen hätte, daß sie ihn lieben mussten, so wäre das ein Zwang gewesen, keine freiwillige Liebe, die Geister wären dann unfreie Roboter gewesen. Gott wollte aber freie Wesen, denn zum Glück und zur Vollkommenheit gehört auch die Freiheit. Die Schaffung von Roboter-Geistern scheint mir der Weisheit und Größe Gottes nicht würdig zu sein, und auch vom Standpunkt des Geschöpfes wäre einiges dagegen einzuwenden. Vernünftige Wesen lieben die Freiheit und hassen den Zwang. Freiheit ist neben der Seligkeit das höchste Gut des Geistes, ohne Freiheit wäre seine Seligkeit nicht vollkommen. Schon wir unvollkommenen Menschen empfinden, dass Freiheit zum Glück gehört: Sollten vollkommenere Wesen das nicht auch und noch viel mehr empfinden?“
Geistchristentum
Friedrich Funcke
Seite 94–95
Aquamarin Verlag GmbH
1. Auflage 2013
ISBN 978-3-89427-622-5